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Mieterstrom als privater Vermieter selber umsetzen: Interview mit Thomas Klömmer

Veröffentlicht

9.5.2024

Autor

Julian Schulz

Thomas Klömmer ist ehrenamtlicher Bürgermeister von Erfde. Im Nebenerwerb vermietet er aber auch Wohnungen und stellt seinen Mietern auch Mieterstrom zur Verfügung. Vor einigen Wochen hat er sich in einem seiner Mietshäuser in Erfde mit Magdalena Strasburger getroffen, um das hier umgesetzte Mieterstromprojekt vorzustellen. Aus diesem Interview geht hervor, wie eine Zusammenarbeit mit metergrid funktionieren kann, aber auch welche verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten es gibt.

Strasburger: Vielleicht stellen Sie sich und das Projekt einmal vor. Interessant ist sicherlich was Sie tun und wie Sie zum Thema Mieterstrom gekommen sind. Genau damit würde ich gerne einmal starten.

Klömmer: Mein Name ist Thomas Klömmer. Ich komme hier aus Erfde, und wir haben im vergangenen Jahr begonnen, hier in Erfde ein Mehrfamilienhaus nach dem KfW 40+ Standard zu errichten. Dafür ist es erforderlich, den auf dem Gebäude erzeugten Strom überwiegend im Gebäude selber zu nutzen. Und so sind wir zu dem Thema Mieterstrom gekommen.

In der Regel profitieren aktuell Eigentümer von Einfamilienhäusern an der Energiewende durch den Bau einer Photovoltaikanlage. Eigentümer von Mehrfamilienhäusern sowie deren Mieter oder Wohneigentümergemeinschaften können aber ebenso von nachhaltigen dezentralen Energiekonzepten profitieren. Das Stichwort lautet: Mieterstrom. Der Eigentümer als Anlagenbetreiber verkauft im Mieterstromkonzept den selbst erzeugten Strom an seine Mieter. Dieser nutzt damit den sauberen Strom des eigenen Daches und ist weniger von den aktuell volatilen Preisen am Markt abhängig und profitiert von niedrigeren Strompreisen. Während der Anteil am Verbrauch von sauberem Strom sowie der Immobilienwert steigt, sinken die Kosten für den Gesamtstrombedarf. Zusätzlich werden Mehreinnahmen für den Hauseigentümer generiert. Es entsteht somit eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten, inklusive der Umwelt.

Strasburger: Und warum wollten Sie Mieterstrom gerne umsetzen?

Klömmer: Weil wir das für sehr zukunftsträchtig halten und natürlich auch naheliegend finden, dass man versucht, den erneuerbaren Strom den Mietern zugutekommen zu lassen. Insbesondere, da es für die Mieter deutlich günstiger ist als am Markt ihren Strom vollständig vom Netz zu beziehen. Wir können unseren Mietern den Strom aktuell Netto für 28ct die Kilowattstunde bieten. Der Marktpreis für Strom ist aktuell aber eher doppelt so hoch.

Strasburger: Und wie kommen Sie zu den 28ct pro kWh?

Klömmer: Das ist eine Mischkalkulation. Wir haben die PV-Anlage mit einem entsprechenden Stromspeicher verbaut. Aktuell beobachten wir, ob der Speicher ausreichend ist oder ob er zukünftig noch vergrößert werden muss. Natürlich gibt es die Zeiträume zwischen November und Februar, an denen die PV-Anlage relativ wenig Strom produziert. In dieser Zeit kaufen wir den Strom vom Markt zu. Den Mischpreis aus dem über die PV-Anlage selbstproduzierten Strom und dem zugekauften Strom haben wir so kalkuliert, dass wir hiermit eine angemessene Rendite erzeugen können.

Strasburger: Warum haben Sie sich dann für metergrid als Partner entschieden?

Klömmer: Ich habe ehrlicherweise sehr lange suchen müssen, um in Schleswig-Holstein oder Norddeutschland überhaupt jemanden zu finden, der das Thema Mieterstrom schon einmal umgesetzt hat. Letztendlich habe ich dann aber ein Mieterstromprojekt in Bad Bramstedt mit 16 Wohneinheiten gefunden. Von diesem Projekt haben wir das Know-how eingekauft und dann auch den Kontakt zu der Firma bekommen, die hier die Abrechnung macht. Das war metergrid. Also das war leider wirklich ein Zufall – aber ein sehr glücklicher. Der Markt ist, was diese Lösungen angeht aktuell noch sehr dünn. Also man muss wirklich sagen, mir sind wenig Firmen bekannt, die dieses Vorhaben und das Ganze so umsetzen können.

Das Konzept von metergrid ist es, dass Du der Vollversorger für die Mieter wirst. Alle rechtlichen und organisatorischen Hürden während der Projektumsetzung sowie im laufenden Betrieb lösen wir für Dich. Wir zeichnen uns insbesondere darin aus, dass wir Dich befähigen das Mieterstromprojekt selbständig umzusetzen. Dementsprechend bleibt die Wertschöpfung bei Dir und Du verkaufst Direkt Deinen Strom an die Mieter. Das Dach gehört auch weiterhin Dir und auch die Rendite für die erwirtschaftete Energie liegt bei Dir. Die Umsetzung ist für Dich nicht viel komplizierter als bei einer Photovoltaik-Anlage in der Volleinspeisung. Auch die Anlage wird nicht von metergrid installiert. Wir arbeiten gerne mit Deinem Installateur zusammen und prüfen, ob wir in unserem Partnernetzwerk den passenden Installateur für Dich finden. Bei der späteren Projektumsetzung übernehmen wir aber die ganze Kommunikation mit den Installationsbetrieben für eine reibungslose Umsetzung des Mieterstromprojektes.

Strasburger: Wie ist die Zusammenarbeit mit metergrid dann abgelaufen?

Klömmer: Zuerst gab es eine Kontaktaufnahme meinerseits. Wir standen von Anfang an in Kontakt mit Pascal Stephan. Sehr unkompliziert, sehr kundenorientiert und ja, macht einfach Spaß, die Zusammenarbeit und seitdem läuft das wirklich gut.

Nach der Kontaktaufnahme und einem ersten Gespräch wurde eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt. Auf der Website von metergrid kann man die hierfür benötigten Informationen bereits eintragen. Auf der Grundlage der Wirtschaftlichkeitsberechnung hat Herr Stephan uns ein Angebot erstellt. Dieses haben wir dann entsprechend auch angenommen und damit von metergrid beispielsweise auch die Möglichkeit bekommen unsere Mieter regelmäßig über ihren Stromverbrauch zu informieren, so wie es gesetzlich vorgegeben ist. Auch bei der Vertragserstellung für den Mieterstrom war die Zusammenarbeit sehr hilfreich. Ich mache so etwas ja nicht jeden Tag.

Insofern war es das Rundum Sorglos Paket. Wir wurden von A bis Z begleitet und wie ich finde, auch zu fairen Konditionen.

Wir von metergrid können uns nach Bedarf um fast alles für Dein Mieterstromprojekt kümmern. Die Projektierung gliedert sich in drei Bausteine.

  • Die technische Umsetzung
  • Die wirtschaftliche und vertragliche Umsetzung
  • Die regulatorische Umsetzung

Vom ersten Kennenlernen bis zur Inbetriebnahme und Belieferung erfolgen einige Schritte. Im ersten Schritt bekommst Du von uns eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Im besten Fall hast Du bereits ein Photovoltaik-Angebot vorliegen. Wenn nicht, rechnen wir im ersten Schritt mit Annahmen. Solltest Du auf Basis der Wirtschaftlichkeit mit uns zusammen das Projekt umsetzen wollen, unterstützen wir Dich im gesamten Projekt für einen reibungslosen Ablauf. Das beinhaltet die Zusammenstellung des Messkonzepts und der Messtechnik, die Abstimmung mit dem Elektriker, sowie mit allen regulatorischen Stellen.

Strasburger: Und welche Vorteile hat Mieterstrom für Sie und für Ihre Mieter?

Klömmer: Es ist eine zusätzliche Einnahme. Ich erfülle damit den KfW 40+ Standard. Das + steht hierbei für Photovoltaik, aber wie gesagt auch dafür, dass der Strom überwiegend im eigenen Gebäude verbraucht werden muss. Das ist bei Mehrfamilienhäusern nur möglich, wenn Sie die Mieter entsprechend mit einbinden und Mieterstrom umsetzen. Es ist insgesamt wirtschaftlich und es führt natürlich auch zu einer großen Zufriedenheit und Bindung zu den Mietern. Diese haben hierdurch günstige Nebenkosten und sind somit natürlich auch eher bereit, länger in der Wohnung zu bleiben.

Bei uns beteiligen sich alle Mieter an dem Mieterstromprojekt. Wir haben hier einen Piloten umgesetzt und bauen aktuell vier weitere Gebäude mit insgesamt 30 Wohneinheiten.

Dort wird das Projekt eins zu eins wiederholt. Also genau das, was sie auch hier sehen, nur eben viermal. Mit vier PV-Anlagen. Fall sich in Zukunft doch ein Mieter gegen den Mieterstrom entscheiden möchte, ist das natürlich möglich. Dann würde der Energieversorger kommen und auf Kosten des Mieters den Zähler ausbauen und einen geeigneten Zähler einbauen. Der Mieter würde seinen Strom dann von diesem neuen Anbieter beziehen. Daher ist es angezeigt möglichst immer günstigster Anbieter vor Ort zu sein.

Vorteile durch Mieterstrom

VermieterMieter
Zusätzliche Einnahmequelle mit einer Rendite von 5% - 10%Günstiger Strom/ Niedrige Nebenkosten
Mieterbindung und damit sinkenden Kosten für VermietungGrünstrom
Steigerung des ImmobilienwertsUnabhängigkeit von (hohen) volatilen Marktpreisen für Energie
Beitrag zur Energiewende mit positiver Auswirkung auf das Image

Strasburger: Sie haben ja das Thema Rendite genannt im Zusammenhang mit Mieterstrom. Welche Rendite erwirtschaften Sie mit den aktuellen Gegebenheiten in diesem Haus?

Klömmer: Wir haben eine überdurchschnittliche Rendite.

In den von uns betreuten Projekten haben wir in der Regel eine Amortisationszeit, die die Hälfte der Laufzeit der Anlage beträgt und damit Renditen zwischen 5 % und 10 %. Als Wohnungseigentümer in einer WEG oder Vermieter erhältst Du eine weitere Einnahmequelle und als Mieter günstigeren & erneuerbaren Strom.

Strasburger: Was sind die Herausforderungen mit Mieterstrom für Sie, aktuell aber auch in der Vergangenheit?

Klömmer: Also Sie müssen natürlich einen Elektrofachbetrieb vor Ort finden, der das für Sie auch technisch umsetzen kann. Da haben wir mit der Firma Elektrotechnik Westküste aus Pahlen viel Glück gehabt. Auch das Wissen um die technische Umsetzung und dem verbauen der Hardware haben wir uns in Bad Bramstedt angeschaut und nachgebaut.

Bei der Umsetzung eines Mieterstromprojektes müssen folgende Akteure mit eingebunden werden. Metergrid hilft Dir gerne oder übernimmt die Rollen sogar selbst.

  • Mieter
  • Vermieter (meist der Mieterstromanbieter)
  • Reststromlieferant
  • Netzbetreiber
  • Messtechnik (metergrid)
  • Softwareanbieter inkl. Fernauslesbarkeit (metergrid)
  • Installateur

Der Mieterstromanbieter im dargestellten Fall Herr Klömmer trägt ein Risiko im Zusammenhang mit Mieterstrom. Dies hängt insbesondere mit der Mischkalkulation (eigenerzeugter- und fremdbezogener Strom und dem entsprechenden Preis für den Strom) zusammen. Metergrid bietet das 1-Tarifmodell und das 2-Tarifmodell an.

1-Tarifmodell2-Tarifmodell
Herr Klömmer beschreibt das 1-Tarifmodell. Hier wird ein vorher festgelegter Preis für den gesamten verbrauchten Strom in Rechnung gestellt. In einem besonders sonnenreichen Jahr kann das dazu führen, dass die Marge für den Strom höher ist als geplant, da weniger Reststrom zubezogen wird. Allerdings besteht auch ein Risiko, dass der Strompreis nicht richtig kalkuliert worden ist und somit die Profitabilität gefährdet wird.Die Tarife im 2-Tarifmodell können so auf Basis des Gesamtverbrauchs des Mieters*, Netzstrommenge und lokale PV-Strommenge anteilig aufgeteilt werden. Der jeweilige Anteil berechnet sich dabei aus dem Strom-Mix des Projekts. Das hat viele Vorteile: Als Mieter erhöhst Du Deinen Direktverbrauch, da Du nun auch einen finanziellen Anreiz zur Nutzung des lokalen Stroms hast. Als Vermieter verringert sich Dein Risiko, da Du fremdbezogenen Strom als solchen in Rechnung stellen kannst. Mieterstrom wird so noch planbarer und unabhängiger.*

Strasburger: Und erzählt, sie haben für jeden Mieter auch eine Wallbox installiert. Was sind denn bei Ihnen jetzt konkret die Komponenten, die Sie im Zusammenhang mit dem Strom umgesetzt haben?

Klömmer: Die Komponenten sind einmal:

  • Die Photovoltaikanlage ist sicherlich für Mieterstrom nicht zwingend, aber im Zusammenhang mit KfW 40+. Und ich glaube, es gibt wenige, die Mieterstrom auch ohne dieses Konstrukt der erneuerbaren Energie machen. Das heißt, sie müssen eine private Anlage bauen.
  • Sie brauchen Stromspeicher damit wird das Projekt einfach wirtschaftlich und es kann mehr eigenerzeugter Strom genutzt werden.
  • Ansonsten haben sie hier die Fernüberwachung, das sind bei uns poweroptis von powerfox. Auch diese haben wir über metergrid erhalten. Die vorgeschriebene Fernauslesbarkeit für Mieterstrom war im Angebot von metergid von Beginn an enthalten. Auch damit der Mieter auch entsprechend nachvollziehen kann, welche Strommenge er monatlich verbraucht und so viel mehr ist es gar nicht. Es ist nur eine Internetverbindung, damit die Fernauslesung eben auch entsprechend funktioniert.

Mehr Anforderungen gibt es gar nicht. Dass wir auch noch Wallboxen installiert haben war unsere, von Mieterstrom unabhängige, eigene Entscheidung um das Haus für Mieter noch attraktiver zu machen.

Strasburger: Vielen Dank für das Gespräch!

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