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Photovoltaik-Potenziale in Deutschland: Wie Mehrfamilienhäuser Teil der Energiewende werden
Veröffentlicht
23.1.2025
Autor
Louisa Knoll

Der Schutz des Klimas und unseres Planeten wird angesichts der zunehmenden Naturkatastrophen der letzten Jahre – wie Hochwasser und Überflutungen, Stürme oder Brände – immer dringlicher. Klimaschutz darf keine optionale Agenda mehr sein, sondern muss eine globale Verpflichtung werden. Mit dem Rückzug der USA aus internationalen Klimaschutzvereinbarungen richtet sich der Blick nun auf Europa, welches, nun mehr denn je, eine entscheidende Rolle in der Bekämpfung des Klimawandels übernehmen muss. Deutschland, als eine der stärksten Industrienationen Europas, trägt hierbei eine besondere Verantwortung. Der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Photovoltaik (PV), ist ein zentraler Hebel, um die Energiewende zu beschleunigen. Angesichts der aktuellen Herausforderungen reicht es jedoch nicht aus, sich auf wenige Anwendungsfelder zu beschränken - es bedarf innovativer Ideen, eines umfassenden Ansatzes und ambitionierter Akteure, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen und unseren Heimatplaneten zu schützen.
Die urbane Energiewende – Photovoltaik als Gamechanger
Die Frage, ob in Deutschland genug Flächen für den Ausbau von PV-Anlagen vorhanden sind, kann klar bejaht werden. Laut dem Fraunhofer ISE Report 2025 gibt es zahlreiche innovative Ansätze, um Flächen doppelt zu nutzen und so zusätzlichen Flächenverbrauch zu vermeiden. Beispiele hierfür sind:
Diese Beispiele zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, Photovoltaik effizient in verschiedene Bereiche zu integrieren. Der Ausbau dieser Technologien ist essentiell, um die Klimaziele zu erreichen. Vor allem im Agri- und Gebäudebereich sind die Potenziale besonders groß.

Das ungenutzte Potenzial von Photovoltaik im Gebäudesektor in Deutschland
Deutschland verfügt über rund 40 Millionen Gebäude, darunter Nichtwohngebäude und Wohngebäude - von den Wohngebäuden sind etwa 3,3 Millionen Mehrfamilienhäuser (Frauenhofer ISE). Doch nicht jedes Dach ist für den Ausbau von Photovoltaik geeignet. Laut Fraunhofer ISE wird, wie in der Grafik dargestellt, das Potenzial für gebäudeintegrierte PV (Dächer und Fassaden) auf 1.000 GWp geschätzt. Dennoch sind bisher weniger als 10% der Dachflächen und unter 1% der Fassadenflächen genutzt. Die Eignung hängt von Faktoren wie Ausrichtung, Verschattung und baulichen Gegebenheiten ab. Besonders Mehrfamilienhäuser bieten ein enormes Potenzial, da sie oft große, zusammenhängende Dachflächen besitzen. Eine von mehreren Möglichkeiten, dieses Potenzial zu erschließen, ist Mieterstrom.
Laut des Institutes der deutschen Wirtschaft können von den insgesamt 19 Millionen Mieterhaushalten in Mehrfamilienhäusern bis zu 14,3 Millionen Haushalte von Mieterstrom profitieren.
- Gebäude mit Mieterstrom (Stand April 2024): 9.000
- Potenzial mit WEG: 1,9 Millionen Gebäude

Diese Werte zeigen, dass Mieterstrom ein zentraler Baustein der Energiewende sein kann, insbesondere wenn das enorme Potenzial von Mehrfamilienhäusern ausgeschöpft wird.
Studien zum PV-Potenzial: Unterschiede in der Berechnung des Potenzials von PV auf Mehrfamilienhäusern
Bei der Recherche zeigt sich, dass die Zahlen zum Potenzial von Photovoltaik (PV) auf Mehrfamilienhäusern deutlich variieren. Verschiedene Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, was auf abweichende Methoden und Einheiten (Watt und Watt Peak) sowie Zielsetzungen zurückzuführen ist. Wir haben die wichtigsten Ansätze gegenübergestellt:
1. BMWK-Studie (2017)
- Ausgangslage: 370.000 Wohngebäude, 3,8 Mio. Wohnungen (geeignet für Mieterstrom)
- Potenzial Stromerzeugung: 14 TWh
- Fokus: Konservativ, auf optimale Rahmenbedingungen von 2017 abgestimmt
2. Institut der deutschen Wirtschaft (2024)
- Ausgangslage: 1,9 Mio. Wohngebäude, 14,3 Mio. Wohnungen (geeignet für Mieterstrom)
- Potenzial Stromerzeugung Mehrfamilienhäuser: 43 TWh
- Fokus: Höheres Potenzial durch verbesserte Regelungen, technische Fortschritte und Marktbedingungen, wie der dynamischen Start-up-Welt in diesem Bereich
3. Fraunhofer ISE (2025)
- Ausgangslage: 40 Mio. Gebäude, davon 3,3 Mio. Mehrfamilienhäuser (geeignet für mehrere Arten von PV, nicht nur Mieterstrom)
- Potenzial Stromerzeugung Mehrfamilienhäuser: ca. 82,5 TWh
- Frauenhofer ISE geht von 1.000 GWp auf allen Dächern und Fassaden der 40 Mio. Gebäude aus. (Das entspricht etwa 1000 TWh jährlich)
💡Wichtig ist hier die Umrechnung: Der Zusammenhang zwischen GWp/TWp (Gigawatt Peak/Terawatt Peak) und GWh/TWh (Gigawattstunden/Terawattstunden) hängt von der Stromerzeugung am jeweiligen Standort ab. Während GWp oder TWp die Spitzenleistung einer Photovoltaikanlage unter optimalen Bedingungen beschreibt, zeigt GWh oder TWh die tatsächlich erzeugte Energiemenge über einen bestimmten Zeitraum. In Deutschland liefert 1 GWp PV-Kapazität pro Jahr etwa 900 bis 1.100 GWh, also 0,9 bis 1,1 TWh.
- Fokus: Theoretisches Maximum ohne wirtschaftliche Einschränkungen, geht von verschiedensten PV-Produkten für die Gebäudeintegration aus.
Zubaupotenzial Mehrfamilienhäuser
1. Potenzial Mieterstrom pro Jahr (BMWK 2017): 14 TWh
2. Potenzial Mieterstrom pro Jahr (IW 2024): 43 TWh
3. Potenzial PV-Strom pro Jahr (Frauenhofer 2025): ca. 82,5 TWh
Die verschiedenen Studien verdeutlichen, dass die Schätzungen zum Potenzial von PV auf Mehrfamilienhäusern je nach Fokus erheblich variieren können. Während konservative Ansätze frühere Ergebnisse prägten, zeigen neuere Untersuchungen ein deutlich größeres Potenzial. Klar ist: Mieterstrom und generell die Integration von PV auf Mehrfamilienhäusern hat das Potenzial, eine Schlüsselrolle in der Energiewende einzunehmen.
Mieterstrom mit metegrid: Ein Modell für die Zukunft
Das Modell Mieterstrom bietet eine ideale Lösung, um das Potenzial der Mehrfamilienhäuser auszuschöpfen. Es erlaubt die Nutzung von PV-Strom direkt vor Ort, ohne Umwege über das öffentliche Stromnetz. Dadurch profitieren Mieter von günstigen Strompreisen. Immobilienbesitzer können die Attraktivität ihrer Objekte steigern und gleichzeitig eine jährliche Rendite generieren.
Die großen Zahlen – wie die möglichen 43,60 TWh Stromproduktion durch Mieterstrom – zeigen, dass Mieterstrom nicht nur eine Nischenlösung ist, sondern ein essenzieller Baustein der Energiewende sein kann.
Dass dieses Modell in der Praxis funktioniert, hat metergrid bewiesen: Mit seinen digitalen Lösungen und einem starken Partnernetzwerk konnte metergrid bereits tausende Mieterstromprojekte erfolgreich umsetzen. Ein besonderes Beispiel für die Chancen und Möglichkeiten im Bereich Mieterstrom ist das größte Mieterstromprojekt Deutschlands, das kürzlich in Berlin durch metergrid und Partner geplant wurde. Hier werden mit einer Leistung von 4,7 MWp bis zu 3.000 Wohneinheiten mit grünem Strom versorgt.
Die Kombination aus innovativen Photovoltaik-Anwendungen und gezielten Lösungen wie Mieterstrom zeigt, dass die Energiewende nicht nur machbar, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist.
Welche Rolle spielt Europa, insbesondere Deutschland, beim Klimaschutz?
Nach dem Rückzug der USA aus internationalen Klimaschutzabkommen steht Europa verstärkt im Fokus. Deutschland, als eine der führenden Industrienationen, trägt eine besondere Verantwortung, seine Wirtschaft klimafreundlich umzubauen und durch den Ausbau erneuerbarer Energien—wie der Photovoltaik—eine Vorreiterrolle einzunehmen.
Warum ist Photovoltaik ein Gamechanger für die Energiewende?
Photovoltaik nutzt Sonnenenergie, um emissionsfreien Strom zu erzeugen. Durch technische Innovationen und sinkende Kosten wächst ihr Potenzial stetig. Zudem gibt es in Deutschland genügend Flächen, um durch PV-Anlagen einen erheblichen Anteil des benötigten Stroms klimafreundlich zu erzeugen—von landwirtschaftlichen Flächen (Agri-PV) bis hin zu urbanen Gebäuden.
Gibt es in Deutschland überhaupt genug Flächen für den Ausbau von Photovoltaik?
Ja. Laut Fraunhofer ISE ist das Potenzial für gebäudeintegrierte PV (Dächer und Fassaden) allein auf 1.000 GWp geschätzt. Darüber hinaus gibt es viele Möglichkeiten, Flächen doppelt zu nutzen (z.B. Agri-PV, Parkplatzüberdachungen, Lärmschutzwände). So lässt sich zusätzlicher Flächenverbrauch weitgehend vermeiden.
Welche Rolle spielt der Gebäudesektor beim Ausbau erneuerbarer Energien?
Deutschland verfügt über rund 40 Millionen Gebäude, von denen 3,3 Millionen Mehrfamilienhäuser sind. Diese Gebäude bieten große, oft ungenutzte Dach- und Fassadenflächen. Laut Schätzungen sind bisher weniger als 10% der möglichen Dachflächen und unter 1% der Fassadenflächen genutzt. Dadurch bleibt ein erhebliches Potenzial für PV unerschlossen.
Wie groß ist das Potenzial von Mieterstrom in Deutschland?
Studien zufolge können allein in Mehrfamilienhäusern jährlich zwischen 14 TWh (BMWK-Studie 2017) und bis zu 82,5 TWh (Fraunhofer ISE 2025) Solarstrom erzeugt werden. Das Institut der deutschen Wirtschaft rechnet mit bis zu 14,3 Millionen Mieterhaushalten, die von Mieterstrom profitieren könnten. Diese Zahlen zeigen, dass Mieterstrom ein wichtiger Baustein für die Energiewende ist.
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